Ein Kreis hat sich geschlossen. Ich bin ein Jahr dabei und
habe alle vier Jahreszeitenlehrgänge mitmachen können. Der Winterlehrgang war
anders als die bisherigen. Die Jahreszeitenlehrgänge haben für mich immer etwas
von Zusammentreffen der Großfamilie anlässlich eines runden Geburtstags. Aus
allen Dojos kommen die Lehrer und Schüler zusammen. Um am Samstag gemeinsam
intensiv zu trainieren und am Sonntag die Passagen gemeinsam zu begehen.
Diesmal war die Gruppe sehr klein (12 Aikidoka am Vormittag und 14 am
Nachmittag). Ich war ein bisschen enttäuscht über das kleinere Familientreffen,
aber auch Stück weit erleichtert. Am 2. Dezember hatte ich mir, durch einen
Spannungsverlust zu Beginn einer hohen Vorwärtsrolle, mehrere Bänder der
rechten Schulter gezerrt. Seit dem 3. Januar bin ich wieder im Training, immer mit
der entsprechenden Rücksichtnahme auf die Schulter, also keine hohen Rollen und
möglichst keine starken Krafteinwirkungen auf die Schulter. Mir war daher
Bange, wie das mit vielen „Fremden“ auf einer vollen Matte werden sollte, die
meine Einschränkung nicht kennen konnten. An dieser Stelle ein ganz herzliches
Dankeschön an alle achtsamen und saften Trainingspartner. Es hat nie wirklich
wehgetan und war höchsten Mal ein wenig unangenehm, meist habe ich aber gar
Nichts gemerkt.
Winterlehrgang im SEISHINKAI
Der Samstagvormittag fühlte sich gar nicht nach Winter an.
Wir hatten leichte Plusgerade und strahlenden Sonnenschein. Die Matten waren
nur am Rand gewohnt kalt und klamm. Insgesamt waren nur fünf Kyugarde (ab dem
5. Kyu) auf der Matte. Entsprechend anspruchsvoll hat Thorsten das Training
gestaltet. Zentrales Thema war das Arbeiten mit der Hüftstellung und dem
Zentrum. Dafür wurden Ikkyo, Nikkyo und Sankyo extrem verkürzt. Den Kontakt zum
Partner in dieser minimalen Zeit zu finden, als Uke die Richtung der Kraft
mitzubekommen und den eigenen Körper schnell genug hinterher zu jagen, war eine
ganz eigene Herausforderung. Nachmittags hatte sich die Sonne verzogen und
meine Konzentration gleich mit. Es war alles ein wenig viel. Ich kam mir
teilweise vor, als wäre in den vier Wochen ohne Training meine
Aikidotechnikenfestplatte zur Hälfte gelöscht worden. Mit neuen Leerstellen an
den unmöglichsten Positionen. Sankyo war vor Samstag für mich ein Mysterium,
mit dem ich mich glücklicherweise noch nicht näher befassen musste und das ich
auch jetzt noch nicht vollständig in seinem Ablauf erfassen kann. Zur Krönung
des Ganzen machte Thorsten dann noch zwei kleine „Ausflüge“. Einen zu der
Armziehharmonika (wenn bei Nikkyo Ura der Ellenbogen des Partners hochkommt)
und einen zu den „Flügeln“ bei inneren Eingängen und der Nutzung des Flügels
von Uke in einer Technik mit der Bezeichnung Ude garami. Im freien Arbeiten am
Ende der beiden Trainingseinheiten, habe ich dann wirklich gemerkt, was
tatsächlich im Kurzzeitspeicher des Gehirns hängen geblieben ist. Besonders
viel war es nicht und ich fand mich oft nicht in den vorher geübten, sondern in
altvertrauten und liebgewonnenen Techniken wie Siho nage wieder. Oder auch mal
Techniken, die so rein formal gar nicht existieren.
Die Passagen am Sonntag hatte ich eigentlich als ganz
entspannte Angelegenheit eingeschätzt. Auch wenn diesmal der Winter nicht zu
verkennen war. Es war nicht nur draußen kalt auch die Matten und Füße wollten
einfach nicht warm werden. Ich war erstmalig nur zur Unterstützung und zum
Zuschauen dabei. Insgesamt waren nur vier Passagiere und neun weitere Aikidoka
anwesend. Als Uke in der Passage zum 5. Kyu durfte ich allerdings erfahren,
dass man nicht nur als Passagier aufgeregt ist und viel schneller atmet, als
man gerne würde. Der Stress als Uke war für mich zwar spürbar kleiner als bei
meinen eigenen beiden Passagen, aber er war da. Auch weil ich die Erwartung „Mach
es richtig. Du musst das können!“ an mich selbst hatte. Ob mir diese Erkenntnis
in der nächsten eigenen Passage hilft den Stresslevel zu senken, werden wir
dann sehen. Die Passagiere haben sich sehr gründlich vorbereitet und eine ganz
großartige Passage gemacht. Wie immer war alles viel zu schnell vorbei.
Als Ergebnis ist der Kopf voll, die Muskeln und Knie
schmerzen vom ungewohnt vielen Training (vor allem in Subari wasa) und der
Schulter geht es stetig besser.
Daniela Appel
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